Die Brotbacktradition hat sich bis heute in Hassenbach erhalten. Dass das alle machen können, dafür wurde vor etwa 25 Jahren ein neuer Gemeinde-Backofen durch den Gartenbauverein erstellt. Aber woher kommt das in Hassenbach? Wenn man ältere Personen erzählen hört und dann zusammenzählt gab es um das Jahr 1900, das heißt schon weit vor dem 1.Weltkrieg siebzehn Backöfen im Dorf. Es war fast jeder kleine Bauer, der ein solches Backhäuschen besaß. Dazu kam noch ein Gemeindebackofen, der von allen genutzt werden konnte. Er stand in der Nähe der ehemaligen Schule in der heutigen Brunnenstraße. Hier konnte jeder anschüren und sein Brot selbst backen. Doch nicht nur Brot wurde dort gebacken, sondern auch bei größeren Festlichkeiten, wie besonders an hohen Feiertag und Kirmes wurde der Ofen aufgeheizt und für die Familien gab es die leckeren Kuchen. Es waren die runden knapp 50 Zentimeter großen runden Blechkuchen. Der Hefeteig war mit Zuckerteig belegt, es war der Grümbeleskuche. Doch auch das Obst, das selbst angebaut wurde, wie etwa Äpfel von den eigenen Bäumen zählten als Belag. Besonders für die Kinder waren das echte Freudentage, wenn es den frischen Kuchen gab.
Doch wie kam es zu diesen vielen Backöfen im Dorf. Hassenbach galt schon immer als armes Dörfchen. Besonders auch die Anwohner fühlten sich lange Zeit so. Das merkte man auch wenn noch um 1960 bis 1970 als es schon aufwärts ging beim Sammeln von Spenden. Der Altort, wo meist die älteren Ortsbürger wohnten, war da immer etwas knauseriger. Außerdem hatten die ärmlichen Bauern meist so zwischen bis zu 6 Hektar Landwirtschaft und einige Schweine und bis zu 5 Stück Milchvieh im Stall stehen. Dieser Bestand übernahm überwiegend die Eigenversorgung mit Milch, Butter und Fleisch. Die Felder wurden mit Futter, Kartoffeln und Getreide bebaut. Das Korn (Roggen) kam weitgehend in die örtliche Mühle, davon gab es in Hassenbach ebenfalls zwei und das gewonnene Kornmehl wurde für das eigene Backen verwendet. Später als das Selbstbacken etwas in den Hintergrund trat, wurde das Mehl in die Bäckerei nach Oberthulba geliefert. Dafür erhielt man die Brotmarken und konnte mit diesen sich dann das gebackene Brot nach Bedarf beim Bäcker holen. Zuvor backten die Leute in den eigenen Backöfen ihre etwa dreißig Laibe Brot, soviel passten in die Backöfen, als Vorrat. Es wurde meist am Dachboden aufbewahrt und wurde knüppelart. Doch auch da wussten sich die Bäuerinnen zu helfen. Sie nässten mit Wasser vor dem Verbrauch die Laibe nochmal ein und backten sie in der Bratröhre des Küchenherdes nochmal auf. Auch die Rest des Brotes wurden in den armen Haushalten verwendet. Es gab davon die Brotzemette oder die Brotsuppe. In der Früh stand oft auch die warme Milch auf dem Tisch und das Brot, das ja Hauptnahrungsmittel der vielen Münder in den Familien war, wurde darin eingeweicht und verzehrt. Das alles wäre heute nahezu undenkbar. Aber die Zeit hat damals die Menschen dazu gezwungen.
Der Backtag war ein Festtag
Die Hassenbacher Senioren erzählte wie es damals zuging, wenn der Backtag anstand. Schon am Vorabend wurde der Sauerteig, Restteig vom letzten Backen und mit Hefe, die damals 10 Pfennig kostete, angestellt. Er musste richtig gehen und Gärblasen zeigen, dann war er reif. Damit wurde dann am nächsten Morgen der Backteig aus Roggenmehl, Salz und Wasser evtl. auch Gewürze wie Kümmel soweit man eben hatte oder wollte, im großen Backtrog angerührt. Das geschah alles mit mühevoller Hände- bzw. Körperkraft. Dann durfte das ganze noch einmal eine Zeitlang ruhen und gehen bevor es in den kleine Brotkörben meist aus Stroh geflochten kam und noch etwas ruhen durfte. Zwischenzeitlich war der Backofen mit Holzscheiten angeschürt worden. Um zu prüfen ob der Backofen heiß genug war, da hatten die bäuerlichen Bäcker schon Erfahrung. Sie prüften es mit dem Handrücken am Stein an der Backofenklappe. Eine Möglichkeit war auch, dass etwas Kleie in den von der Glut frei gemachten Backofen geworfen wurde. Sie durfte nicht brennen musste sich aber bräunen. Doch bevor das Brot eingeschoben wurde, kam zunächst der Plootz, es war Matte- oder Zwiebelplootz, hinein. Wichtig war die „Schmier“ beim Matteplootz. Sie bestand aus Rahm, Molke oder Quark sowie gekochte Kartoffel und durfte nicht zu fest sein. Obendrauf kam noch etwas ausgelassene Butter mit Rahm und Zucker. Auf diesen Plootz freuten sich besonders die Kinder. Aber auch an Nachbarn oder auch an den Lehrer wurde Plootz ausgetragen. Ob dadurch die Noten besser wurden, weiß Amanda Kaufmann heute nicht mehr. An Pizza dachte zu dieser Zeit noch niemand. Nach dem Plootzbacken wurde mit einer Well (Bündel) Reißig der Ofen noch einmal aufgeheizt und nach dem Abbrennen sauber ausgekehrt und mit einer Putzstange, die mit einem nassen Jutesack umwickelt war saubergemacht. Die Restkohle kam in die Backofenecken. Sie sollte während des Backens noch für die nötige Hitze sorgen. Letztere musste nämlich für die gut eine bis eineinhalb Stunden Backzeit, in denen sich um den Backofen herrlicher Brotduft verbreitete, reichen. Dann war es soweit mit der langen Schiebstange wurde das aus den Körben genommene Brot in den sauberen Ofen eingeschoben. Man nannte es das Einschießen des Brotes. Schön lag es nebeneinander. Zwischendurch kam es kurz heraus und wurde wegen des Glanzes mit etwas Salzwasser eingepinselt. Oft bildeten sich auch im Ofen an den Broten kleine Knörze, die besonders die Kinder gerne hatten und noch in warmen knusprigen Zustand verspeist wurden. Am Schluss gab es noch einen weiteren Backvorgang. Mit dem Restteig vom Saubermachen des Backtroges wurden große dünne Teigfladen gerollt. Sie wurden mit etwas Zucker oder Salz bestreut und im Backofen kurz gebacken und fertig war der Tätscher.
Schön ist, dass sich diese Tradition im Dorf erhalten hat. Die alten Backofen mussten in den 60er und 70er Jahren meist dem Neubau von Ortsstraßen weichen. Einige stehen heute noch ungenutzt da. Andere Ortsbürger haben sich zum Hobby wieder kleiner Backöfen gebaut. Damit auch das Wissen ums Backen nicht verloren geht, dafür gibt es von Zeit zu Zeit auch Backkurse. Einen solchen führt der Gartenbauverein Hassenbach am 22. November ab 18 Uhr und 23. November 2013 ab 10 Uhr wieder durch. Dafür wird am Hassenbacher Backhaus (Gemeindehaus) der Backofen geschürt und wie sich das vom Sauerteig machen bis zum Brotbacken abspielt, das erläutert der Hassenbacher Ludwig Straub. Er ist gelernter Bäcker und backt auch seit vielen Jahren sein Brot nach alter Art.
Anmeldungen nehmen entgegen:
Ludwig Straub (Kursleiter) Tel. 09736/695
Sigrid Helbig Tel. 09736/633
Gottfried Vogler 09736/9812
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